Infos zu Gesellschaftstänzen
Ganz allgemein sind Gesellschaftstänze Tänze, die man „in Gesellschaft“ tanzt, also bei Feiern oder öffentlichen Tanzveranstaltungen. Das heute im Tanzsport übliche Verständnis der Gesellschaftstänze entstand im frühen 20. Jahrhundert. Vor allem englische Tanzlehrer suchten nach einer einheitlichen Definition.
So wurden zunächst die Standardtänze festgelegt, später die lateinamerikanischen Tänze.
Standardtänze
Standardtänze sind Bewegungstänze, bei denen die Tänzer sich raumgreifend – je nach Tanz mehr oder weniger schnell – fortbewegen. Dabei hält das Tanzpaar engen Körperkontakt und bleibt ohne Unterbrechung verbunden. Der Körperkontakt erfordert ein hohes Maß an Balance, Haltung und wechselseitiger Führung.
Dabei ist der Tango ein Schreittanz, die anderen Tänze werden als Schwungtänze bezeichnet.
Der Wiener Walzer gilt als der älteste der modernen Gesellschaftstänze. Er wurde erstmals 1770 in einer Volkskomödie erwähnt. Zu Beginn galt er als unzüchtig wegen des innigen Körperkontakts beim Tanzen. Doch Anfangs des 19. Jahrhunderts konnte er sich in bürgerlichen Kreisen durchsetzen. Auf dem Wiener Kongress 1814/15 gewann er große Beliebtheit. Musikstücke unter anderem von Johann Strauss und Pjotr Tschaikowski machten ihn zu einer respektierten musikalischen Gattung.
Der Tanz symbolisiert revolutionäre Umbruchstimmungen, entsprechend dynamisch sind seine Schrittfolgen und Drehungen. Getanzt wird im ¾ Takt, die hohe Geschwindigkeit und die schnellen Drehbewegungen stellen besondere Anforderungen an das Tanzpaar.
Der Wiener Walzer gehört heute zum Standardtanzprogramm. Er ist fester Bestandteil von Bällen und besonderen Anlässen und der traditionelle Tanz des Brautpaares.
Der Langsame Walzer entstand 1870 in Amerika aus dem Wiener Walzer. Das Tempo wurde verlangsamt, die typischen Drehungen und Figuren des Wiener Walzers beibehalten. Um 1920 wurden in England neue Figuren hinzugefügt und der Langsame Walzer erhielt seine heutigen Merkmale. Deshalb heißt der Langsame Walzer auch Englisch Waltz. Manche Quellen nennen auch den österreichischen Landler den Urvater des Langsamen Walzers.
Der Langsame Walzer wird bei Standardturnieren als erstes getanzt. Er gilt als der harmonischste Standardtanz, sein ebenmäßiges Tempo und sein Schwung geben ihm einen ganz besonderen Charakter. Der Schwung wird beim ersten Taktschlag aufgebaut, beim zweiten und dritten Taktschlag sanft abgebremst. Dabei schwingt der ganze Körper auf und ab.
Foxtrott heißt wörtlich übersetzt „Fuchsgang“, doch vermutlich stammt der Name nicht aus dem Tierreich. Schon eher war der nordamerikanische Schauspieler Harry Fox der Namensgeber, der Anfang des letzten Jahrhunderts in Nordamerika für sein Varieté Schrittfolgen aus verschiedenen anderen Tänzen zusammenbaute.
Der Foxtrott nahm Elemente des Ragtime, Onestepp, Twostep sowie des von Vernon und Irene Castle choreografierten Castle Walk auf.
Der Foxtrott ist ein unkomplizierter Tanz besonders für Neueinsteiger, die Musik hat einen 4/4 Takt.
Im Turniertanz wird heute kein Foxtrott getanzt. Dort findet man den Slow Fox und den Quickstep, die sich im 20. Jahrhundert aus dem Foxtrott entwickelt haben.
Der Quickstepp ist aus dem Foxtrott und dem Onestep entstanden. Er ist ein spritziger und schneller Tanz, manche Tänzer nennen ihn auch den „Champagner unter den Tänzen“. Die Musik ist sehr rhythmisch und dynamisch und hat sich über den Foxtrott aus dem Ragtime und Charleston entwickelt.
Die Bewegungsrichtung ist eher seitlich geprägt und fließend. Zum Quickstepp gehören das Heben und Senken des Oberkörpers. Eine typische Schrittfolge ist das Chassé , eine schnell-schnell-lang Schrittkombination.
Für das Tanzpaar ist der Quickstepp wesentlich anspruchsvoller als der Foxtrott. Neben der Haltung kommt es für die Tänzerinnen und Tänzer darauf an, gute Laune und Energie auszustrahlen. Bei einem Tanzturnier wird der Quickstepp als letzter der 5 Standardtänze getanzt.
Wie der Quickstepp ist der Slowfox aus dem Foxtrott im 20. Jahrhundert in England entstanden. Oft wird der Tanz auch „Slow Foxtrott“ genannt. Der Tanz stellt sehr hohe Anforderungen and die Tänzerinnen und Tänzer. In einem Grundkurs wird man deshalb den Slowfox nicht finden. Auch bei den Turniertänzern steht der Slowfox erst in den gehobenen Startklassen auf dem Programm.
Wer einmal Slowfox getanzt hat oder einem Paar beim Tanzen zusehen konnte, wird sich dem besonderen Charme dieses Tanzes schwer entziehen können. Seine Bewegungen sind ruhig, weich und fließend, die Musik beruht auf einem 4/4 Takt und ist dem Jazz nahe.
Es heißt, idealerweise sollen Körperhaltung und Bewegung des Tanzpaares so gut harmonieren, dass sie eine gefüllte Tasse auf dem Kopf mit sich führen können, ohne einen Tropfen zu verschütten.
Der Tango als Teil des Welttanzprogramms heißt vollständig Internationaler Tango. Entstanden ist er aus dem Tango Argentino zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Da der Tango Argentino als anstößig betrachtet wurde, wurden seine Elemente von britischen Choreographen abgeschwächt und an europäische Normen angepasst. Seitdem wird er als Internationaler Tango getanzt und hat kaum Veränderungen erfahren.
Der Tango Argentino hat in den letzten Jahrzehnten in Europa viel Zulauf erfahren. Viele Tanzschulen und Tanzvereine bieten spezielle Kurse oder Workshops an.
Der Internationale Tango ist der einzige Standardtanz, der ein Schreittanz ist. Die Energie geht nicht vom Knie oder Fußgelenk aus, es fehlen Hebungen oder Senkungen, um Schwung aufzubauen. Lange langsame Schritte wechseln sich mit schnellen kurzen Schritten ab. Fließende Bewegungen werden von abrupten abgelöst, ruckartige Drehungen kontrahieren mit gleitenden Phasen. Die Bewegungen werden als leidenschaftlich und feurig charakterisieret. Der Tango Argentino gilt dagegen eher als zärtlich.
Lateinamerikanische Tänze
Nur drei der fünf lateinamerikanischen Tänze stammen aus Lateinamerika (Cha-Cha-Cha, Rumba und Samba), der Jive kommt aus Nordamerika, der Paso-Doble aus Spanien und Frankreich.
Anders als im Standardtanz steht beim Latein nicht die tänzerische Bewegung als Paar im Fokus, sondern die aufeinander abgestimmte Bewegung der einzelnen Tänzer. Durch abwechselnde Aktionen kommunizieren sie miteinander und mit dem Publikum. Die Tanzhaltung ist nicht eng wie im Standardtanz, vielmehr steht das Paar oft weit auseinander.
Der Cha-Cha-Cha ist um 1950 in Kuba entstanden. Vermutlich geht der typische Rhythmus auf den kubanischen Musiker Enrique Jorrín zurück. Der dazu passende Tanzschritt, eine Erweiterung des Mambos, soll auf dem Parkett ein cha-cha-cha-Geräusch erzeugt haben. Der Tanz wurde schnell populär. Später wurde er um Elemente der Rumba erweitert und ist heute ein fester Bestanteil des Welttanzprogramms.
Der Cha-Cha-Cha soll Lebensfreude ausdrücken und beim Publikum den Schein eines gezierten Flirts zwischen den Tanzpartnern erwecken. Er besteht aus einem Wechselspiel von offenen und geschlossenen Figuren, die teils keck, teils verträumt und sinnlich wirken. Die Musik spielt im 4/4-Takt, wobei der erste Zählschritt stark betont wird.
Auch wenn die Rumba mit dem Cha-Cha-Cha tanztechnische viele Gemeinsamkeiten hat, hat sie doch einen anderen Ursprung. Sie geht auf die in Argentinien und Kuba bekannte Habanera zurück und gelangte 1914 nach New York und Anfang der 1930er nach Europa. Die Nationalsozialisten verboten die Rumba als entartete Kunst. Nach dem zweiten Weltkrieg wiederentdeckt, gab es zunächst heftige Auseinandersetzungen zwischen den Anhängern der amerikanisch beeinflussten Square- oder Carrée-Rumba und der „Rumba im kubanischen Stil“. Schließlich ließ man beide Varianten zu, in Europa wird jedoch fast nur noch die Rumba im kubanischen Stil unterrichtet.
Bei der Rumba geht es darum, das gegenseitige Werben von Mann und Frau im Tanz zu symbolisieren. Die Tanzpartner spielen miteinander, nähern sich einander an und entfernen sich wieder, um sich vom Anderen zurückholen zu lassen. Die Musik im 4/4 Takt ist eher langsam und erlaubt es den Tanzenden, auch Details der Musik in ihren Tanz einzubeziehen. Charakteristisch sind starke Hüftbewegungen und gegensätzliche Rotationen innerhalb des Körpers.
Der Jive hat viele Vorgänger afroamerikanischen Ursprungs. In den 1930er Jahren waren in Amerika verschiedene Tänze beliebt, die dem späteren Jive sehr nahe kamen, unter anderem der Lindy Hop, der in den 1940ern den Boogie-Woogie und in den 1950ern den Rock’n’Roll beeinflusste. Auch der Blues kann als Vorreiter des Jive bezeichnet werden.
1940 gelangte der Jive mit amerikanischen Soldaten nach Europa und fand schnell viele Anhänger, besonders bei Jugendlichen.
In England wurde der Jive durch Abwandlungen in den Tanzelementen sowie durch eine Tempodrosselung eleganter und salonfähiger gemacht. 1968 wurde er ins Turniertanzprogramm aufgenommen und wird heute in allen Tanzschulen weltweit unterrichtet.
Der Jive ist ein Tanz, der pure Lebensfreude ausdrückt. Er ist durch eine große Figurenvielfalt, Twists und Kicks geprägt, wobei die Figuren häufig offen getanzt werden. Der Mann hält dabei mit seiner linken Hand die rechte Hand der Tanzpartnerin.
Getanzt wird im 4/4-Takt, das Tempo ist sehr hoch und verlangt dem Tanzpaar eine gute Kondition ab. Die zum Jive gespielte Musik ist in der Regel Rock’n’Roll beziehungsweise Popmusik der 1950er und 1960er Jahre.
Der (oder die) Samba war zunächst ein Sammelbegriff für verschiedene Kreistänze, die afrikanische Sklaven im 19. Jahrhundert nach Brasilien mitbrachten. Der Rhythmus der getrommelten batuques gilt als Ursprung der Sambamusik. Aus der samba de roda, einem Kreistanz, bei dem sich immer zwei Tänzer in der Mitte befanden, entwickelte sich der heutige brasilianische Samba. Um 1920 wurde der Samba der Haupttanz des Karnevals in Rio.
Nach Europa kam der Samba – stark vereinfacht – nach dem zweiten Weltkrieg. Mit der ursprünglichen brasilianischen Form hat der heute Samba in Europa wenig Gemeinsamkeiten. 1959 wurde er in das Turnierprogramm für lateinamerikanische Tänze aufgenommen.
Typisch für den Samba sind deutliche, schnelle Hüftbewegungen und das Bouncen genannte Vor-und-Zurück des Unterkörpers. Neben dem Körperrhythmus gibt es einen Fußrhythmus, der durch die getanzte Figur bestimmt wird. Die meisten Figuren sind gelaufene Figuren, die sich durch fließende Bewegungen auf der Tanzfläche auszeichnen.
Die Ursprünge des Paso Dobles sind in Spanien zu finden, wo er sich im 19. Jahrhundert entwickelte. Auch in Lateinamerika wurde er zu dieser Zeit getanzt. Der Paso Doble besitzt Elemente des Flamencos und des Fandangos. Um 1910 breitete er sich in Europa aus, in den 1920er schrieben Franzosen eine Choreografie zum Paso Doble, wodurch die Figuren französische Bezeichnungen erhielten. Der Tanz ist seit 1945 Turniertanz, heute aber wenig verbreitet.
Im Paso Doble stellt das Tanzpaar die Szenerie eines Stierkampfes nach, der Mann mimt den Torero, die Frau stellt das rote Tuch dar. Entsprechend ist das Auftreten – die Haltung ist aufrecht, der Kopf stolz erhoben, die Schulterblätter nach hinten unten gezogen. Die Schritte werden raumgreifend gesetzt. Die Dramatik der Szene betonen statische Haltungen, dynamische Vorwärtsbewegungen und plötzliche Richtungswechsel.
Sie haben Fragen?
Wenn Sie Fragen haben oder weitere Informationen möchten, rufen Sie uns gerne an oder schicken Sie uns eine Mail.
Wir treten schnellstmöglich mit Ihnen in Kontakt.